Physikalische Therapie


Die physikalische Therapie beinhaltet die Anwendung physikalischer Reize im weitesten Sinne (sog. Reiz- bzw. Reaktionstherapie) zur Prävention, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten. Sie wird im Allgemeinen unterteilt in:

Wärme- u. Kältetherapie:

Hierunter versteht man die Behandlung mit Wärme, wobei in der physikalischen Therapie zwischen wärmezuführenden (Wärmebehandlung) und wärmeentziehenden (Kältebehandlung) Maßnahmen unterschieden wird. Die Wirkung erfolgt häufig in Kombination mit Verfahren der Hydrotherapie und die Übergänge zu anderen Naturheilverfahren sind fließend

Im Sinne einer Reiztherapie erfolgen häufig Wechselanwendungen von Wärme u. Kälte (z.B. Sauna, Dampfbad, KNEIPP-Anwendungen). Wärmezuführende Maßnahmen sind z.B. Wärmflasche, Wickel, Dampfkompressen, Moorpackung, ansteigendes Teilbad, Überwärmungsbad (Vollbad), Infrarotstrahler, Lichtkasten usw.

generelle Einsatzmöglichkeiten der Wärmetherapie sind:

  • chronisch-entzündliche Krankheitsprozesse
  • reflektorische Begleitsymptome bei nichtentzündlichen Krankheitsprozessen
  • bestimmte Formen chronischer Schmerzen (nur konsensuelle Behandlung!)
  • Narben u. Fibrosen
  • akute entzündliche Krankheitsprozesse im Beginn
  • akute entzündliche Krankheitsprozesse auf dem Höhepunkt

Heutzutage wird die Wärmetherapie vor allem eingesetzt in den Bereichen der Chirurgie (Verletzungsfolgen, chronische Entzündung, Panaritium, Furunkel), der Inneren Medizin(rheumatoide Arthritis, Spondylitis ankylosans, chronische Cholezystitis, Tenesmen, Nephrolithiasis (Kolik)), der Orthopädie (Schmerzsyndrome der Wirbelsäule, Radikulärsyndrome, Kontrakturen, Überlastungssyndrome im Bindegewebe), der Gynäkologie (Adnexitis (chronisch)), der Urologie (Prostatitis) sowie auch im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (Sinusitis).

Unter Kältetherapie wiederum wird die lokale Applikation von „Kälteträgern“ als wärmeentziehende Mittel, z.B. Eisbeutel, Kältepackungen, nasskalte Auflagen, Kaltluftbehandlung etc. verstanden und ihr Einsatz erfolgt vor allem bei akuten Schmerzzuständen, Entzündungen, Schwellungen oder auch im Sinne einer Reiztherapie (z.B. KNEIPP-Anwendungen).

Hydrotherapie:

Hierunter versteht man die Behandlung mit Wasseranwendungen. Sie gibt es in vielfältigen Varianten. Es muss hierbei unterschieden werden z.B. Anwendungen mit dem Tuch (Waschungen, Wickel, Packungen), Anwendungen mit fließendem Wasser (Güsse, Duschen), Anwendungen mit hydrostatischem Druck (Teil- u. Vollbäder) und Badebehandlung ohne hydrostatischen Druck (Sauna, Dampfbäder). Die Hydrotherapie wirkt als Reiztherapie durch mechanisch-thermische u./oder chemische Hautreizung und ist eine der ältesten Methoden der physikalischen Therapie, die oft mit anderen Naturheilverfahren kombiniert wird (z.B. Wärmetherapie, KNEIPP-Anwendungen).

Bewegungstherapie:

Hierunter wird die Beeinflussung von gestörten Bewegungsabläufen und von Krankheitsprozessen durch zielgerichtete, adäquat dosierte, wiederholt durchgeführte passive und/oder aktive Übungsbehandlungen verstanden. Klassischen Anwendungen sind z.B. die Krankengymnastik und die Sporttherapie.

Massagetherapien:

Auch hier werden verschiedene Formen unterschieden:

-> bei den so genannten befundorientierten Massagen:

  • in die klassische Massage (Muskel- u. Bindegewebsbefunde bei Schmerzsyndromen am Bewegungsapparat u. chronisch
  • rheumatische Erkrankungen sowie nach Verletzungen)
  • in die Deep friction (schmerzhafte Muskelbefunde bei Tendinosen; Fibromyalgie)
  • in die manuelle Lymphdrainage( bei Lymphödem; posttraumatisches Ödem; SUDECK Syndrom; Rheumatoidarthritis)

-> bei den Reflexmassagen:

  • in die Bindegewebsmassage (chronische, mit dystrophen Gewebsveränderungen einhergehende, anderweitig nicht beeinflußbare Schmerzsyndrome im Wirbelsäulenbereich; Erkrankungen innerer Organe, z.B. chronische Gastritis; Postcholezystektomiesyndrom; arterielle Durchblutungsstörungen; vegetative Umstimmung, z.B. bei Asthma bronchiale)
  • in die Segmentmassage( bei Angina pectoris; Migräne; Hypertonie mit Beschwerden im Kopfbereich; Gallenwegserkrankungen)
  • in die Periostmassage (bei akuten, anfallsweisen Schmerzzuständen, z.B. bei koronarer Herzkrankheit oder Gallenwegserkrankungen etc.; Gewebsbefunden bei Arthrose, Arthritis, Ulcus cruris
  • und in die Kolonbehandlung (bei chronische Obstipation; Postcholezystektomiesyndrom)

-> außerdem gibt es einige Sonderformen wie:

  • die Unterwasser- Druckstrahlmassage (bei ausgedehnten schmerzhaften Muskelverspannungen, insbesondere in Verbindung mit Bewegungseinschränkung (Lumboischialgie); BECHTEREW Krankheit; Kontrakturen)
  • oder die Bürstenmassage (in der Rekonvaleszenz präventiv als Selbstbehandlung bei Hypotonie u. Hypertonie)

Elektrotherapie:

Hierunter versteht man den therapeutischen Einsatz elektrischen Stromes in der Schmerztherapie (elektrische Nervenstimulation), bei Elektrochirurgie, -gymnastik, Diathermie, Galvano-, Nieder-, Hochfrequenztherapie, als kardiologische Einsatz bei Elektrokardioversion bzw. -defibrillation, programmierter Elektrostimulation oder HIS-Bündel-Ablation.